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Wer sich auf den Weg nach Schlesien macht begibt sich auch ein Stück weit auf eine Reise in die jüngere Vergangenheit Deutschlands. Man merkt aber schon sehr bald, dass sich in den letzten 3 Jahrzehnten – auch Dank der finanziellen Unterstützung aus Brüssel – ein gewaltiger Wandel vollzogen hat.
Unser Ziel ist Stonsdorf – heute ein Ortsteil des früheren Hirschberg, auf polnisch Jelenia Gora. Wir wohnen in einem sehr aufwändig und liebevoll restaurierten Schlösschen aus dem Jahr 1786, das idyllisch zwischen zwei großen Naturteichen mit gepflegter Gartenanlage eingebettet liegt. Im Jahr 2016 wurde der erste von zwei Flügeln mit Gästezimmern angebaut. Die Zimmer sind großzügig und mit allem technischen Komfort ausgestattet. Die elegante Möblierung ist dem historischen Stil des Haupthauses angepasst. Vor allem die modernen Bäder und die Boxspringbetten, die höchsten Schlafkomfort bieten, begeisterten uns alle.
Unser erstes Ausflugsziel liegt nur 30 Minuten von unserem Hotel entfernt. Das schöne Kurstädtchen Bad Warmbrunn mit seinem gepflegten Kurpark und den Thermalquellen ist bereits seit dem 13. Jhd. Heilbad und damit Schlesiens ältester Kurort. Nach einem Schluck aus der warmen Heilquelle setzen wir unsere Fahrt nach Hirschberg fort. Unser örtlicher Reiseleiter Jarek beweist uns während der gesamten Reise durch seine fröhlich lockere Art, dass Polen sehr viel Spaß verstehen und sich gerne auch mal selbst auf den Arm nehmen. So ist die Führung durch die schöne Altstadt Hirschbergs mit seinen bunten Bürgerhäusern aus Barock, Klassizismus und Jugendstil sehr kurzweilig. Im Anschluss bleibt noch ausreichend Zeit für einen Bummel durch die gepflegte Fußgängerzone.
Am Nachmittag steht die Besichtigung der beiden Schlösser Schildau und Lomnitz auf dem Programm. Die beiden, nur einen Steinwurf auseinander liegenden, herrschaftlichen Anwesen erstrahlen frisch restauriert und fungieren heute ebenfalls teilweise als Hotel. Im schmucken „Witwenhaus“ des Schlösschen Lomnitz wartet zum gemütlichen Abschluss unseres Besichtigungsprogrammes Kaffee und Mohnkuchen - eine schlesische Spezialität - auf uns.
Der nächste Tag steht unter dem Thema „Riesengebirge“. Am Morgen geht die Fahrt auf alten Alleen, durch herrlich grüne Wiesenlandschaften mit kleinen Teichen, vorbei an gepflegten Gärten und naturbelassenen Waldstücken bis zum Fuß der Schneekoppe, der mit 1602 m höchsten Erhebung des Riesengebirges. Nach einer gemütlichen, 15-minütigen Fahrt mit dem Sessellift gelangen wir auf 1350 m Höhe. Von hier aus führt uns ein bequemer Wanderweg durch Buschkieferschonungen in ca. 20 Minuten zum 1,3 km entfernt gelegenen „Schlesierhaus“. Wer möchte kann noch in ca. 45 Minuten mit Jarek wahlweise auf einem kürzeren, aber relativ steilen, oder etwas längerem aber dafür bequemeren Weg bis zum Gipfel der Schneekoppe hinauf wandern. Von hier biete sich ein herrlicher Blick bis ins Hirschberger Tal auf der einen Seite und das benachbarte Tschechien, mit dem sich Polen den Gipfel des Berges teilt, auf der anderen Seite.
Nach so viel frischer Luft und sportlicher Betätigung schmecken die hausgemachten Piroggen – eine polnische Spezialität ähnlich den schwäbischen Maultaschen – die uns von Jarek‘s Frau in ihrem kleinen Restaurant auf großen Platten dampfend heiß aufgetischt wurden, nochmal so gut.
Während des Essens bekommen wir Besuch von „Rübezahl“, dem Herrscher über das Riesengebirge, um den sich viele geheimnisvolle Geschichten und mystische Sagen ranken. Anschließend überrascht uns Jarek mit einem zusätzlichen kurzen Abstecher in das Mineralienmuseum wo wir Kostbarkeiten aus allen Teilen der Welt bewundern können, welche der Mensch den Bergen abgerungen hat.
Den Abschluss des Tages bildet der Besuch der aus dem 12. Jhd. stammenden Stabkirche Wang, die 1841 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. erworben und nach Schlesien versetzt wurde. Jährlich ist sie Ziel von mehr als 200.000 Besuchern und ein sehr beliebtes Fotomotiv. Auch heute noch finden hier regelmäßig Gottesdienste in polnischer und deutscher Sprache statt.
Am Vormittag des nächsten Tages fahren wir zum 60 km entfernt gelegenen Schloss „Fürstenstein“ in Waldenburg. Dieses Schloss, dessen Ursprung im 13. Jhd. liegt, ist heute die größte und beeindruckendste Schlossanlage Schlesiens. Eingebettet in kunstvoll gestaltete Gartenanlagen liegt sie majestätisch auf einem Hochplateau. Mit seinen über 160.000 Quadratmetern und über 500 Zimmern ist es eines der größten historischen Gebäude Polens. Auch Hitler hatte schon sehr früh die Bedeutung dieser Anlage erkannt und plante hier eines seiner Hauptquartiere. Teilweise wurden seine Pläne verwirklicht wovon noch die riesigen Tunnelanlagen unter dem Schloss zeugen. Der Vollendung seiner wahnwitzigen Pläne kam allerdings der Einmarsch der Roten Armee zuvor.
Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise erwartet uns im für uns weitgehend unbekannten Schweidnitz, nur ca. 40 Minuten von Waldenburg entfernt. Hier steht eine protestantische Kirche aus der Reformationszeit, die für mich zu den eindrucksvollsten und außergewöhnlichsten Kirchenbauten Europas zählt. Nicht nur die für eine evangelische Kirche ungewöhnlich prächtige Ausstattung des Kirchenraumes, sondern auch ihre Größe, die 3.000 Sitz- und 4.500 Stehplätze auf mehreren Etagen bietet, versetzte uns Besucher in staunende Begeisterung. Von außen wirkt der schwarz-weiße Fachwerkbau eher wie eine riesige Scheune. Dagegen vermittelt der Innenraum fast den Eindruck eines prunkvollen Theaters, wären da nicht die sakralen Details wie der barocke Hochaltar und die Kanzel. Zu Recht wurde die Friedenskirche im Jahr 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Unsere Besichtigungstour an diesem Tag endet im ehemaligen Wohnhaus des deutschen Dramatikers und Schriftstellers Gerhart Hauptmann. In diesem schlossähnlichen Haus lebte er von 1891 bis zu seinem Tod 1846. Hier entstanden auch viele seiner Werke für die er 1912 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.
Am nächsten Tag hieß es leider Abschied nehmen von unserem gemütlichen „Schlösschen an den Teichen“. Unser nächstes Reiseziel hieß Breslau. Die ehemalige Hauptstadt Schlesiens gehört für mich zu den schönsten Städten Europas. Am Oberlauf der Oder gelegen wird sie aufgrund der vielen Brücken auch als das „Venedig des Ostens“ bezeichnet. Sie hat so viel zu bieten: moderne, pulsierende „junge“ Großstadt, geschichtsträchtige Bauwerke wie die Jahrhunderthalle, viele sakrale Bauten aus den unterschiedlichsten Epochen. Zurecht war sie deshalb im Jahr 2016 Kulturhauptstadt. Zentrum der Altstadt ist der „Große Ring“, auf polnisch „Rynek“ genannt. In der Mitte dieses mittelalterlichen Marktplatzes mit den stattlichen Maßen von 205 m mal 175 m steht das gotische Rathaus, das auch Wahrzeichen der Stadt ist. Rings um den Platz befinden sich wunderschön restaurierte Bürgerhäuser, denen man nichts mehr von den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ansieht. Die ganze Altstadt mitsamt Dom- und Sandinsel lässt sich am Besten vom Turm des Breslauer Doms überblicken.
Allgegenwärtig im Stadtbild sind kleine Zwerge aus Gusseisen, von denen es zwischenzeitlich über 300 gibt. Ursprünglich waren sie als Marketingmaßnahme für die „kleinen Besucher“ der Stadt entstanden. Heute sind sie nicht nur beliebtes Fotomotiv bei den „Großen“, sondern auch ein neues Wahrzeichen Breslaus. Noch hat es sich nicht so sehr herumgesprochen welch eine „Schönheit“ diese Stadt ist. Zum Glück, denn dadurch ist sie noch nicht so überlaufen wie viele andere europäische Metropolen.
Am Ende unseres Aufenthaltes sind sich alle Teilnehmer einig, dass wir mit einer völlig falschen Vorstellung von Schlesien hierher gereist waren. Was wir an Architektur, Kultur und Naturschönheit in der viel zu kurzen Zeit unseres Besuches vorgefunden und kennengelernt haben, hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen.
Schlesien – wie im Übrigen ganz Polen – ist als Reiseland heute noch ein Geheimtipp, aber auf dem besten Weg eines der Top-Reiseziele in Europa zu werden.
Es wäre mir eine Freude auch Sie nach Schlesien begleiten zu dürfen!
Ein Geheimtipp Ihrer Reiseleiterin Bettina Götte
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